Es gibt diverse Vogelarten, bei denen sich im Nest Geschwister gegenseitig töten – dass aber ein Vogelweibchen selber einen der Jungvögel einem anderen Jungen als Nahrung anbietet, ist aussergewöhnlich. Genau dies geschieht jedoch beim Wiedehopf, wie spanische Forscherinnen und Forscher berichten. Mit einem Experiment versuchten sie die Gründe herauszufinden. Die Hälfte der untersuchten Wiedehopfe, die in Nistkästen bei Granada brüteten, versorgten sie mit zusätzlichem Futter. Auch lagerten sie gegen Ende der Brutzeit Eier um und erhöhten damit die Gelege in einem Teil der Nester. Es zeigte sich, dass die Weibchen, die Zusatznahrung erhielten, mehr Eier legten und der Kannibalismus in Nestern mit vielen Eiern höher war. Laut den Forschenden deuten ihre Ergebnisse darauf hin, dass Wiedehopfe absichtlich zusätzliche Eier legen, wenn während der Legezeit reichlich Nahrung vorhanden ist. Die überzähligen Jungen dienen dann als «Vorratskammern» für ältere Vögel, die durch den Kannibalismus höhere Überlebenschancen haben.
M. D. Barón et al., in American Naturalist. doi.org/10.1086/728883
Wiedehopf verfüttert eigene Junge