Louisa und Lili sind begeistert. «Es war wunderbar, ein Habitat für Tiere und Pflanzen aufzubauen, das für die ganze Umwelt ein Gewinn ist», schwärmen die beiden Schülerinnen. Auch zum Anschauen sei es sehr schön geworden. «Wir geniessen den neu gestalteten Raum nun auch zum Lernen», freuen sie sich.
Die Mädchen waren mit ihrer Sekundarklasse 3Pp an der umwelt- und klimagerechten Umgestaltung ihres Schulareals in Gelterkinden BL beteiligt. Das Projekt war Teil der «Biodiversitätstage an Schulen» von Myblueplanet in Zusammenarbeit mit BirdLife Schweiz, die seit 2021 laufen. Weitere vier Schulhäuser – die Primarschule Gockhausen ZH sowie die Schule Uitikon ZH mit den drei Standorten Mettlen, Rietwis und Schwerzgrueb – werteten ihre Pausenplätze und die Umgebung an einem Aktionstag ökologisch auf.
BirdLife Schweiz stand den Schulen beratend zur Seite. Auf einer Begehung legten die Fachleute zusammen mit den Lehrpersonen gemeinsam fest, welche Aufwertungen sinnvoll und möglich wären. Zudem wurden die Lehrkräfte darin geschult, wie die ausgewählten Strukturen zur Förderung der Biodiversität erstellt werden und wie ein geeigneter Unterhalt aussieht. Das Projektteam von BirdLife Schweiz und Myblueplanet plante danach mit den Schulen je einen Aktionstag, an dem die ausgewählten Massnahmen von den Schülerinnen und Schülern unter Anleitung der Lehrkräfte umgesetzt wurden.
Projektwoche für mehr Natur
Besonders eindrücklich ist die Veränderung an der Sekundarschule Gelterkinden. Da zum Zeitpunkt der Aufwertungen ein grösserer Umbau am Schulhaus im Gange war, war es möglich, den gesamten Pausenplatz sowie weitere Bereiche der Umgebung aufzuwerten. Für die Umsetzung führte die Schule eine ganze Projektwoche durch, in der die Schülerinnen und Schüler Ruderalflächen anlegten, eine Trockensteinmauer bauten, Nisthilfen erstellten und vieles mehr.
Im Rahmen eines Schulfestes bot sich Ende Juni 2022, genau ein Jahr nach der Umgestaltung, die Gelegenheit, das Gelände zu besichtigen. Wo vorher Asphalt, grüner Rasen und Kirschlorbeer dominierten, wachsen nun einheimische Gehölze und zahlreiche Blütenpflanzen. Überall summt und brummt es, denn Natternkopf, Eselsdistel oder Wegwarte ziehen zahlreiche Wildbienen und Schmetterlinge an. Einige der Vogelnistkästen sind bereits besetzt, ebenso die Wildbienenhotels. Gemäss Aussagen einiger Lehrkräfte hat sich nicht nur die Optik verändert, sondern auch die Stimmung auf dem Pausenplatz: Sie sei nun viel entspannter. Die neuen, von den Schülerinnen und Schülern selbst gebauten Sitzgelegenheiten werden rege genutzt, und dem Platz wird viel mehr Sorge getragen. Nicht einmal an die essbaren Früchte in der Naschhecke trauen sich die Jugendlichen richtig ran…
Über den Erfolg freut sich auch die Projektleiterin, Gabriela Graf-Kocsis. «Besonders schön ist es, tagtäglich erleben zu dürfen, wie die Natur ihren Raum einnimmt, der ihr zur Verfügung steht», erklärt sie. «Wir sehen eine massive Steigerung der Biodiversität.» Das Wertvollste sei aber das gemeinsame Erlebnis von Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen: «Klima- und umweltgerechtes Handeln ist möglich, und es kann dabei Wunderschönes entstehen.»
Projekte mit Zukunft
Auch an den anderen aufgewerteten Standorten ist die Entwicklung erfreulich. Bei den Schulhäusern Mettlen, Rietwis und Schwerzgrueb in Uitikon bauten die Schülerinnnen und Schüler Kleinstrukturen und Nisthilfen, begrünten eine Fassade und säten Blumenwiesen an. Evelyn Schulle, Kindergartenlehrerin im Schulhaus Rietwis, freut sich: «Bei der offenen Bodenstelle konnten wir die Sandbienen gut beim fleissigen Rein- und Rausfliegen beobachten. Kohlmeisen brüteten in zwei Nistkästen. Vielleicht waren auch die anderen besetzt – das werden wir beim Putzen der Kästen im Winter sehen.» Im September 2022 führte jede Klasse ein vierstündiges Programm zu den Themen «Biodiversität» und «Draussen unterrichten» durch; für den Frühling 2023 ist die Pflege der Kleinstrukturen geplant.
Die Beispiele der aufgewerteten Schulhausareale machen deutlich, was gemeinsam erreicht werden kann – und sie motivieren für viele weitere Projekte. BirdLife Schweiz und Myblueplanet haben vereinbart, die Zusammenarbeit mindestens drei Jahre lang weiterzuführen. 2022 hat BirdLife Schweiz bereits zwei weitere Schulen beraten: Die Schule Bichelsee-Balterswil TG hat ihren Aktionstag im Mai 2022 durchgeführt; die Kantonsschule Burggraben in St. Gallen wird die Aufwertungen im Frühling 2023 umsetzen. Zudem sind drei weitere Schulen interessiert, ihre Umgebung für die Biodiversität im kommenden Jahr aufzuwerten.
Daniela Rüegsegger ist stellvertretende Leiterin des BirdLife-Naturzentrums Klingnauer Stausee.
Ziel der Biodiversitätstage an Schulen ist die ökologische Aufwertung von Schularealen. Dies wird mit einer gemeinsamen Begehung, Weiterbildung der Lehrpersonen und der Umsetzung im Rahmen von Aktionstagen erreicht. Dadurch werden Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Hauswartungen für das Thema Biodiversität sensibilisiert und für die praktische Umsetzung befähigt.
Das Projekt ist Teil des Programms «Klimaschulen» der Klimaschutzbewegung Myblueplanet. Teilnehmende Schulen werden vier Jahre lang begleitet. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler erleb-nisorientiert und partizipativ an die Themen Energie, Ernährung, Ressourcen und Biodiversität herangeführt. Interessierte Schulen können sich direkt bei Myblueplanet melden.
Neue Oasen der Vielfalt