Gemeinsam stark

Neue Strategie 2020. Der Weltkongress von BirdLife International findet alle vier Jahre statt. Am diesjärigen Kongress trafen sich die BirdLife-Partner in Ottawa. Mit der neuen Strategie 2020 will BirdLife auf rund 150 Partner anwachsen und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der weltweiten Biodiversitätsziele 2020 leisten. Dazu erweitert BirdLife sein Tätigkeitsprogramm um den Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit.


BirdLife International, die grösste Partnerschaft von unabhängigen, an einem gemeinsamen Programm arbeitenden nationalen Natur- und Vogelschutzorganisationen der Welt, ist in 119 Ländern mit einem Partner vertreten. Der Schweizer Partner SVS/BirdLife Schweiz ist, gemessen an den Mitgliedern und seinem Jahresbeitrag an die Weltorganisation, der sechstgrösste Partner. 450 Sektionen trägt der SVS zum weltweiten Netzwerk von 7475 lokalen Naturschutzgruppen bei oder 63 000 von total 2,5 Millionen Mitgliedern der BirdLife-Partnerschaft. Doch nur 31 der 11 485 Important Bird Areas (IBA) liegen in der Schweiz. Und lediglich 3 der 1313 weltweit bedrohten Vogelarten sind regelmässig auch in der Schweiz zu finden, und zwar nur als nicht häufige Gäste: Eisente, Samtente und Seggenrohrsänger. Gerade deshalb ist das internationale Engagement des SVS so wichtig.

Am Weltkongress der BirdLife-Partnerschaft vom 17. bis 22. Juni 2013 im kanadischen Ottawa haben gegen 600 Delegierte und Gäste teilgenommen. Sie diskutierten aufgrund der neusten Zahlen sowohl zum Zustand der Biodiversität als auch zur rasanten Entwicklung des BirdLife-Netzwerks über die aktuellen Herausforderungen und neuen Lösungsmöglichkeiten für all die drängenden Naturschutzfragen. BirdLife setzt auf die neue Strategie 2020 zum Schutz der Vögel und der Biodiversität. Sie orientiert sich am bewährten, in der Schweiz auch vom SVS übernommenen Programm «Arten – Gebiete – Habitate – Menschen». Unter dem Stichwort ökologische Nachhaltigkeit wird das Programm erweitert um den immer wichtiger werdenden Bereich der Ökosystemleistungen und der Bedeutung der Natur als Lebensgrundlage und für unser Wohlergehen: «Arten – Gebiete und Habitate – ökologische Nachhaltigkeit – Menschen». 

Immer mehr BirdLife-Partner sind wie der SVS/BirdLife Schweiz nicht allein für Vögel tätig, sondern für die ganze Biodiversität. Das widerspiegelt sich in der neuen Strategie ebenso wie in den 11 einzelnen Programmen, die von «Stop dem Artensterben» über «Bedrohte IBAs» bis «Stärkung der lokalen Gruppen» reichen. Und nicht zuletzt zeigt sich das auch im weiterentwickelten Logo (siehe Seite 37).

Die BirdLife-Partnerschaft hat bereits wichtige Erfolge erzielt: Für 40 Prozent der weltweit bedrohten Arten laufen Schutzprogramme. Die Zahl der Meeresvögel, die durch Langleinenfischerei getötet werden, vor allem Albatrosse, konnte in einigen Ozeanen um 80 Prozent verringert werden. Und 5 Millionen Hektaren Regenwald sind dank neuen BirdLife-Initiativen geschützt. Das gemeinsame Vorgehen der BirdLife-Partner zeigt immer häufiger Erfolg. 

Erfolgreich auch dank dem SVS/BirdLife Schweiz


Diese Erfolge zeigen auch, dass der SVS/BirdLife Schweiz auf dem richtigen Weg ist, ist er doch im Waldprogramm «Forests of Hope» von BirdLife gleich bei zwei der wichtigsten Projekte an vorderster Front engagiert: Harapan-Regenwald auf Suma­tra und Tsitongambarika-Regenwald auf Madagaskar. Der SVS warb denn auch am Weltkongress in mehreren Referaten und Workshops für mehr gemeinsame Aktivitäten und für mehr Solidarität unter den BirdLife-Partnern. Die Arbeit im eigenen Land ist wichtig, aber wie der SVS können auch viele andere BirdLife-Partner im Norden nur dann etwas für die weltweit bedrohten Arten und ihre Lebensräume tun, wenn sie die weltumspannende Arbeit und andere Partner unterstützen.

Einer der Baumeister dieses Systems der Zusammenarbeit und Unterstützung unter den BirdLife-Partnern ist der SVS-Ehrenpräsident Fritz Hirt. Wir freuen uns sehr, dass Fritz für seine immense Aufbauarbeit innerhalb von BirdLife von der BirdLife-Ehrenpräsidentin, der japanischen Prinzessin Takamado, die Auszeichnung als BirdLife-Ehrenmitglied entgegen nehmen durfte (siehe Kasten). 

BL SVS Stand

An der «BirdLife Partnership Fair» freuen sich Fritz Hirt (Mitte) und Raffael Ayé (rechts) über das grosse Interesse der BirdLife-Ehrenpräsidentin Prinzessin Takamado am Plüsch-Eisvogel. Der SVS zeigte am Stand mit seiner Tafel (hinten), dass er wie BirdLife International föderalistisch aufgebaut ist. © François Turrian


BirdLife will unter dem seit vier Jahren amtierenden CEO Marco Lambertini und dem neuen Vorsitzenden Khaled Irani (Jordanien) mit seiner neuen Strategie 2020 auf rund 150 Partner anwachsen und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der weltweiten Biodiversitätsziele 2020 leisten. Diese hatte die Weltgemeinschaft im Rahmen der Biodiversitätskonvention CBD in Nagoya beschlossen. Das ist auch nötig, denn die Bedrohung der Biodiversität nimmt eher zu als ab. In 17 Workshops wurden denn auch Lösungsmöglichkeiten für Fragen wie jene des Zugvogelschutzes oder des Einbezugs der lokalen Bevölkerung in die Naturschutzarbeit diskutiert. So kamen aus dem Erfahrungsschatz der über 100 BirdLife-Partner aus allen Kontinenten wertvolle Anstösse und Ideen zusammen. 

Der SVS/BirdLife Schweiz, der mit einer sechsköpfigen Delegation aus dem SVS-Vorstand und der Geschäftsstelle am Weltkongress vertreten war, wird sich auch in Zukunft an dieser Entwicklung der BirdLife-Partnerschaft beteiligen und sie unterstützen. Neben Fritz Hirt ist auch der SVS-Geschäftsführer Werner Müller, der mit dem Weltkongress seine siebenjährige erfolgreiche Amtszeit im Welt- und Europavorstand und als Europavorsitzender 2008-2011 abschloss, weiterhin aktiv. Neue Aufgaben bestehen vor allem darin, die Zusammenarbeit der BirdLife-Partner zu stärken und die einmalige Partnerschaft besser bekannt zu machen, um ihren Anliegen zum Durchbruch zu verhelfen. 

BL Wernermuellervortrag

SVS-Geschäftsführer Werner Müller hielt mehrere Präsentationen in Ottawa. Mit dem Weltkongress ging seine Arbeit im Welt- und Europavorstand von BirdLife zu Ende. © BirdLife


Gerade diese Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung und Befruchtung ist eine der Stärken von BirdLife. Dies zeigte sich einmal mehr an der «Partnership Fair», an der alle BirdLife-Partner ihre Arbeit und ihre Erfolge an einem Stand präsentierten und so die grossartige Gelegenheit bestand, Erfahrungen auszutauschen. 

Gewappnet für die Zukunft


Der Weltkongress war eine grosse Leistungsschau der BirdLife-Partnerschaft und gleichzeitig der Start für eine neue Entwicklung unter dem Titel «Many Partners, one BirdLife». Hier besteht durchaus Entwicklungsbedarf zu mehr Zusammenarbeit und mehr Sichtbarkeit der Partner.

Wir sind überzeugt, dass die BirdLife-Partnerschaft in den nächsten Jahren im Naturschutz und vor allem bei den Aktivitäten im Hinblick auf die Biodiversitätsziele 2020 eine wichtige Rolle spielen wird. Viele neue Projekte warten darauf, umgesetzt zu werden, vom Schutz der IBAs und der Regenwälder bis zum Engagement der Bevölkerung für die Biodiversität sowie die Erhaltung der Ökosystemleistungen. Der SVS/BirdLife Schweiz ist bereit, seinen Teil dazu beizutragen. Selbstverständlich werden konkrete Artenförderungsprojekte und Vorhaben für besondere Flaggschiffarten weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

Es wird interessant sein zu sehen, wie die Bilanz am nächsten BirdLife Weltkongress 2017/18 ausfallen wird. Wird dann vielleicht sogar der berühmte Spix-Ara nach der Wiederherstellung seines Lebensraumes durch SAVE Brasil, BirdLife in Brasilien, und einem Wiedereinbürgerungsprogramm wieder im Freien leben können?

 

Christa Glauser ist stellvertretende Ge­schäftsführerin des SVS/BirdLife Schweiz.

 

Grosse Ehre für Fritz Hirt


Ein grosser Höhepunkt des Weltkongresses aus Schweizer Sicht war die Ernennung des SVS-Ehrenpräsidenten Fritz Hirt zum BirdLife-Ehrenmitglied. Der Weltverband ehrt damit dessen herausragenden Verdienste für die Entwicklung der Naturschutzarbeit und den Aufbau der heutigen erfolgreichen Partnerschaft über die letzten mehr als 30 Jahre. 

Seit seiner Wahl 1977 zum Präsidenten des SVS/BirdLife Schweiz beziehungsweise dessen Vorgängerorganisation engagiert sich Fritz Hirt für den internationalen Vogelschutz. Er arbeitete einerseits auf eine engere Zusammenarbeit der europäischen Partner hin, anderseits für einen Umbau der Weltorganisation. Während vieler Jahre war Fritz Hirt Mitglied des Europavorstandes, den er 1999 auch präsidierte. Bereits kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hatte Fritz Hirt die Vision, dass westliche Partner als Paten ihre im Aufbau begriffenen Partnerorganisationen unterstützen könnten; daraus entstand die heute erfolgreiche Partner-zu-Partner-Zusammenarbeit. Als SVS-Verantwortlicher für Internationales praktiziert Fritz Hirt das bis heute, besonders zur Unterstützung des slowakischen BirdLife-Partners SOS/BirdLife Slovakia.

BirdLife International ehrte zugleich die lange, typisch schweizerische Karriere von Fritz Hirt im heimischen Naturschutz, wo er mit 15 Jahren Mitglied des Vorstandes des lokalen Naturschutzvereins Bachsertal wurde und diesen seit unterdessen 49 Jahren präsidiert. Fritz war langjähriger Vizepräsident von ZVS/BirdLife Zürich und bis 1996 Präsident des SVS. Auf lokaler, kantonaler und nationaler Ebene ist er heute Ehrenpräsident.

Der SVS/BirdLife Schweiz gratuliert Fritz Hirt herzlich zu seiner wohlverdienten internationalen Ehrung.

BL Ehrungfritz

Fritz Hirt bei seiner Ernennung zum BirdLife-Ehrenmitglied durch Prinzessin Takamado.

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