Die Qual der Wahl

Wahl Vogel des Jahres 2026. Fluss­regenpfeifer, Gebirgsstelze, Wasseramsel, Uferschwalbe und Eisvogel zeigen auf unterschiedliche Weise, wie es um unsere Bäche und Flüsse steht – und welche Wunder die Natur für uns bereithält. Welche dieser Arten wird der Vogel des Jahres 2026? Wählen Sie noch bis Ende Oktober Ihren Favoriten!


Naturnahe Flüsse und Bäche sind die Lebensadern der Natur. Sie bieten unzähligen Tieren und Pflanzen Lebensraum, tragen zur natürlichen Reinigung von Wasser bei und mindern Hochwasserrisiken. Dort, wo Wasser ungehindert fliessen kann, verändert sich die Landschaft ständig. Es entstehen dynamische Mosaiklandschaften aus Kiesbänken, Uferzonen, Tümpeln und Auenwäldern.

An vielen Orten der Schweiz ist dies allerdings nicht mehr der Fall. Die Flüsse wurden fast überall begradigt, eingedämmt oder vertieft, um Platz für Siedlungen, Landwirtschaft und Infrastruktur zu schaffen. Rund 90 % der Auenlandschaften wurden trockengelegt. Uferzonen gingen durch Bauprojekte und intensive Nutzung verloren. Zudem belasten Abwasser und vor allem Dünger und Pestizide sehr viele Gewässer. Zwar werden heute in der Schweiz zum Glück wieder einige Flüsse streckenweise renaturiert. Auch BirdLife setzt sich auf vielen Ebenen für den Gewässerschutz ein. Doch die Fortschritte benötigen Zeit.

Um das zu thematisieren, möchte BirdLife Schweiz nächstes Jahr einen Vogel der Fliessgewässer zum «Vogel des Jahres 2026» küren. Auch diesmal liegt es an der Bevölkerung, wer gewinnen wird: Fünf spannende und attraktive Arten stehen zur Wahl. Sie alle sind sensible Indikatoren für den Zustand unserer Fliessgewässer, zeigen jedoch unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum: Der Eisvogel benötigt klare und fischreiche Gewässer sowie senkrechte Uferabbrüche zum Brüten. Die Wasseramsel lebt an sauberen, nicht allzu tiefen Bächen und Flüssen, in denen sie nach Nahrung tauchen kann. Die Uferschwalbe hat ihre Brutröhren ursprünglich in natürliche Sand- und Lehmwände der mäandrierenden Flüsse gebaut und nistet heute meist in eigens für sie erstellten Ersatzwänden. Die Gebirgsstelze liebt strukturreiche Bachufer zum Nisten. Und der Flussregenpfeifer brütet auf Kiesinseln, die dort entstehen, wo der Fluss sich frei bewegen darf.

Wem geben Sie Ihre Stimme?


BirdLife Schweiz dankt allen, die mit ihrer Stimme die Wichtigkeit der naturnahen Gewässer in den Vordergrund rücken. Je mehr Personen sich an der Wahl beteiligen, desto besser! Weitersagen und für den eigenen Favoriten die Werbetrommel zu rühren ist ausdrücklich erlaubt.

Gewählt werden kann vom 1. bis 31. Oktober 2025 auf der Website www.vogeldesjahres2026.ch. Mit etwas Glück gibt es dabei einen attraktiven Preis zu gewinnen (siehe rechts). Welcher Vogel das Rennen macht und als «Vogel des Jahres 2026» in die Geschichte eingeht, gibt BirdLife Schweiz am 25. November bekannt. 

Natascha Bisig ist Projektleiterin Public Fundraising bei BirdLife Schweiz. Stefan Bachmann ist Redaktor von Ornis.

 

Vogel Nr. 1: Uferschwalbe

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© Mathias Schäf

Uferschwalben brüten in selbst gegrabenen Brutröhren in steilen Sand- oder Lehmwänden, ursprünglich an natürlichen, unverbauten Flussufern. Weil solche Ufer heute in der Schweiz kaum noch vorhanden sind und Renaturierungen viel Zeit brauchen, weicht die Uferschwalbe auf Kiesgruben aus. Dort entstehen durch Maschinen immer wieder neue Steilwände, die sie als Ersatzlebensraum nutzt. BirdLife Schweiz setzt sich stark dafür ein, dass diese Strukturen erhalten bleiben und schafft zusammen mit Partnern zusätzlich künstliche Sandschüttungen als Brutplätze. Allein seit 2011 konnten so 30 neue Wände erstellt werden (siehe Ornis 2/25).

Jagd im Flug
Uferschwalben sind wendige Flugkünstler, die ihre Nahrung fast ausschliesslich im Flug fangen. Geschickt und präzise jagen sie über den Gewässern nach Insekten. Ihre schnellen Wendungen und gezielten Manöver erlauben es ihnen, auch kleinste Beutetiere aus der Luft zu schnappen. 

Gefährdung und Bestand
Die Uferschwalbe gilt heute in der Schweiz als stark gefährdet; man zählt nur noch 2300 bis 3000 Brutpaare.

 

Vogel Nr. 2: Flussregenpfeifer

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© Hans Glader

Zwischen den Steinen am Kiesufer eines Flusses könnten sie einfach so daliegen, die Eier des Flussregenpfeifers. Die sandfarbenen Gelege sind kaum zu erkennen, weder für Menschen noch für Fressfeinde. Nähert sich ein solcher dem Nest, versucht der Flussregenpfeifer ihn theatralisch wegzulocken: Indem er wild herumflattert und gar einen Flügel hängen lässt, täuscht er eine Verletzung vor, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Hat sich der Störenfried genug weit vom Nest entfernt, fliegt der Flussregenpfeifer allerdings quicklebendig davon.

Ruhe bitte!
Kiesinseln sind nicht nur für den Flussregenpfeifer attraktiv. Auch Spaziergänger/innen, Badende und Hunde besuchen sie gerne. Schon kurze Störungen können aber dazu führen, dass Bruten erfolglos bleiben. Damit das nicht passiert, setzt sich BirdLife in den Brutgebieten für wirkungsvolle Besucherlenkungs-Massnahmen ein. Denn hierzulande brüten nur noch 90 bis 120 Paare des hübschen Watvogels.

 

Vogel Nr. 3: Gebirgsstelze

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© Mathias Schäf

Die Gebirgsstelze bewegt ihren Schwanz ständig auf und ab. Damit erhöht sie ihre Sichtbarkeit für Artgenossen, als Kompensation für die im Wasserrauschen schlecht zu vernehmenden Rufe. Im Englischen trägt sie deshalb den Namen «Wagtail», Wedelschwanz. Auf Italienisch nennt man sie «Ballerina gialla», die gelbe Tänzerin. Die Gebirgsstelze liebt strukturreiche Bachufer. Dort, wo Kiesbänke vorhanden sind, sauberes Wasser zwischen Steinen plätschert und Wurzeln ins Gewässer greifen, findet sie ausreichend Insekten für sich und ihre Jungen sowie Nistplätze. 

Nisten in der Nähe des Wassers
Die Gebirgsstelze brütet an geschützten Orten. Sie wählt dazu neben Nischen am Bachufer manchmal auch alte Mühlen und Brücken. In Ritzen und Spalten findet sie einen sicheren Platz für ihr Nest und ist trotzdem immer nah an den klaren, lebendigen Bächen, die ihre Lebensgrundlage sind. Rund 17 000 bis 20 000 Paare zählt man in der Schweiz.

 

Vogel Nr. 4: Eisvogel

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© Beat Rüegger

Sein Name täuscht: Mit Eis hat der Eisvogel nichts zu tun. Der Begriff stammt vermutlich vom althochdeutschen «eisan», was glänzen bedeutet. Und glänzen tut er! Mit seinem schillernden Gefieder in Türkis, Blau und Orange wirkt er wie ein zum Leben erwachtes Juwel. 

Meisterjäger im Sturzflug
Der Lebensraum des Eisvogels sind vorab klare, tiefe Bäche und Flüsse. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus kleinen Fischen. Geduldig wartet er auf einem Ansitz über dem Wasser, bis sich eine Gelegenheit bietet. Dann stürzt er sich kopfüber ins Nass und taucht meist mit einem Fisch im Schnabel wieder auf. Bevorzugt jagt er an klaren, langsam fliessenden Gewässern mit reichem Fischbestand. Sein Nest baut der Eisvogel in steilen, unbewachsenen Uferwänden. Dort gräbt er 40 bis 80 cm lange Brutröhren. Als Einzelgänger bevorzugt er ruhige Reviere. In der Brutzeit ist er jedoch sehr aktiv: Zwei bis drei Bruten pro Jahr sind keine Seltenheit. 400 bis 500 Paare brüten in der Schweiz.

 

Vogel Nr. 5: Wasseramsel

Wasseramsel 032 MG

© Michael Gerber

Die Wasseramsel ist einzigartig unter den Singvögeln: Sie taucht nicht nur, sondern läuft auch unter Wasser. Mit ihren kräftigen Beinen und speziellen Flügeln bewegt sie sich fast wie ein kleines U-Boot durch den Bach. Sie nutzt die Strömung geschickt, um nach Insektenlarven und anderen Beutetieren zu suchen. 

Wasserabweisendes Meisterwerk
Das Federkleid der Wasseramsel ist so dicht und wasserabweisend, dass sie selbst bei ständiger Nässe warm und trocken bleibt. Mit ihrem rauen, zwitschernden Gesang bereits ab Februar kann sie sich auch bei starker Strömung oder neben plätschernden Wasserfällen Gehör verschaffen. Ihr Nest baut sie in Uferhöhlungen, Mauerritzen oder unter Brücken, meist nah am Wasser. Manchmal wählt sie gar einen besonders gut geschützten Standort hinter einem Wasserfall, durch welchen sie dann bei jedem Nestbesuch fliegen muss. Das Nest besteht aus Moos, Gras und feinen Pflanzenteilen. Auf die geeigneten Fluss- und Bachabschnitte in der Schweiz verteilen sich insgesamt 6000 bis 8000 Brutpaare.

 

Grosse Verlosung


Unter allen Teilnehmenden verlosen wir attraktive Preise:

1. bis 5. Preis: Ein Rucksack von Patagonia im Wert von je Fr. 150.–

6. bis 15. Preis: Eine Probierbox mit Bambus­produkten von Bambam! im Wert von je Fr. 39.90

16. bis 45. Preis: eine Treeanie (Mütze) oder ein Cap von Nikin im Wert von je Fr. 39.90

46. bis 55. Preis: Ein Halbjahresabo von Ornis im Wert von je Fr. 27.–

Teilnahmebedingungen siehe unter www.vogeldesjahres2026.ch

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